Jetzt wird es ernst - Die Verschiffung des Blaubärt

Eigentlich (das berühmte 'eigentlich') wissen wir seit etwa zwei Jahren, dass der Wagen diesen Monat verschifft werden muss, damit er rechtzeitig in Montevideo ankommt. Und definitiv gebucht haben wir vor etwa 2 1/2 Monaten - der Termin war also bekannt.

Aber irgendwie kam dann alles doch wieder ganz plötzlich und unerwartet und so hat Holger noch buchstäblich bis zur letzten Minute an unserem Blaubärt herumgebastelt.

['gebastelt', so formuliert es Dorit. Ich würde ja eher sagen, noch ein paar allerletzte Optimierungen vorgenommen]

Ursprünglich war die ganze Aktion ja auch drei Tage später geplant, aber nachdem sich immer deutlicher abzeichnete, dass sich die Ankunft des ursprünglich gebuchten Schiffes in Hamburg immer weiter nach hinten verschieben und die Ankunft in Montevideo dann nicht mehr mit dem Buchungszeitraum unserer Ferienwohnung dort zusammenpassen würde, hatten wir auf ein früheres Schiff, die Grande Brasile, umgebucht.

Und somit fiel auch die Packerei schlussendlich etwas hektisch aus. Aber was soll's, alles hat gut geklappt.

Ein bisschen mulmig war uns allerdings schon als wir heute morgen mit dem Bus den heimischen Hof Richtung Hamburger Hafen verließen.

Und was für uns innere Aufregung bedeutete (Wird es reibungslos klappen?, Werden sie etwas zu beanstanden haben?, ...) war am Hamburger Hafen nur ein Routineablauf: Wartemarke ziehen (natürlich die für Fahrzeuge und nicht etwa für Container oder Obst/Gemüse), einen Augenblick warten, ein Stockwerk höher am Schalter anmelden, Papiere in Empfang nehmen und schlussendlich den Wagen für die weiteren Formalitäten auf das Hafengelände fahren.

Leider durfte nur einer von uns zusammen mit dem Wagen auf das Gelände - und das auch nur mit vorschriftsmäßig angelegter Warnweste.

Auf dem Gelände selbst ging es wie an der Fähre erst einmal auf eine der vielen Wartespuren. Dort stand unser Blaubärt dann zwischen den großen Womos, die sechs Monate die Panamericana befahren sollten, einigen riesigen Hightec-Traktoren, die fast doppelt so hoch waren wie unser kleiner Bus, und einer Reihe nagelneuer Ambulanzen für arabische Länder - darauf deuteten zumindest die Schriftzeichen hin.

Alles in allem dauerte die Übergabe keine zwei Stunden und dann war der Blaubärt weg und wir hatten eine schriftliche Bestandsaufnahme der vorhandenen Kratzer und Beulen sowie eine lapidare Übergabequittung in der Hand und die mehrmalige Versicherung, dass die für die Abholung in Montevideo unabdingbare 'Bill of Lading' rechtzeitig von der Reederei per Post zugestellt würde..

Alles sehr entspannt, so dass anschließend noch ein schöner Kaffee bei Sonnenschein an der Binnenalster drin war.

Nachtrag (07.10.2017)

So wie sich bei Flugzeugen inzwischen nahezu in Echtzeit Flugstrecke und Position verfolgen lassen, ist dies (nicht so ganz in Echtzeit) natürlich auch bei Schiffen möglich. Und so haben wir gespannt verfolgt, wie sich 'unser Schiff' von Hamburg über die Elbe, den Ärmelkanal Richtung Spanien auf den Weg machte, um dort die erste Zwischenstation, den Hafen von Vigo (mich erinnert der immer an den Film "Das Boot") anzusteuern.

Danach jedoch ging die Spannung in eine deutliche Anspannung über. Neben der Position, der Geschwindigkeit, dem Verlauf der zurückgelegten Strecke u.a. lässt sich auch der Status des Schiffes abfragen.

In Höhe Portugals sank die Geschwindigkeit des Schiffes nahezu gegen Null, der angezeigte merkwürdige Kurs legte die Vermutung nahe, dass die Manövrierfähigkeit doch stark eingeschränkt sein müsse und der Status, der normalerweise "Underway Using Engine" lautet, wurde mit "Not under Comand" angegeben.

Als Landratten wussten wir natürlich nicht, was dies bedeuten könnte, und haben erstmal nachgeschaut. Aber das Netz weiß ja zum Glück (fast) alles und so war schnell klar, dass damit ein Schiff bezeichnet wird, das aufgrund außergewöhnlicher Umstände nicht in der Lage ist, normal zu manövrieren, um einem anderen Schiff aus dem Weg zu gehen.

Diese Erklärung, aber insbesondere auch die Abbildung, die zur Illustration dieses Sachverhalts verwendet wird, trugen nicht gerade zu unserer Beruhigung bei - aber seht selbst ('Not under Command').

Wir haben dann beschlossen, nicht mehr so oft zu schauen und dass das Schiff, und damit unser Wagen, schon sicher ankommen wird - und wirklich: inzwischen ist es mit normaler Geschwindigkeit wieder auf normalem Kurs Richtung Dakar/Senegal.

Und noch ein kleiner Nachtrag (11.10.2017)

Heute ist tatsächlich das Orginal der "Bill of Lading" per Kurier in dreifacher Ausfertigung angekommen, so dass zumindest formal der Abholung des Wagens in Montevideo nichts mehr im Wege stehen sollte.