Von Traumküsten und versteinerten Wäldern

Entlang der patagonischen Atlantikküste und im versteinerten Wald von Sarmiento

Nachdem unser Blaubärt nun wieder fit ist, haben wir uns die letzten Tage weiter entlang der patagonischen Atlantikküste nach Süden vorgearbeitet. Mittlerweile sind wir in Puerto Deseado angekommen, einer kleinen Hafenstadt jenseits der Ruta Nacional Nr. 3, der Hauptstraße, die direkt nach Süden, also nach Feuerland führt. Sie hat ihren Namen von dem englischen Freibeuter Thomas Cavendish, der hier 1586 mit seinem Schiff Desire ("Deseado") vor Anker ging. Dazwischen liegen hunderte Kilometer entlang einer oft traumhaften Küste mit kilometerlangen Stränden, die sich mit schroffen Steilküsten abwechseln, davor nahezu immer ein unglaublich blaues oder manchmal türkisfarbenes Meer.

 

In der Nähe des Nationalparks "Cabo Dos Bahias", in dem wir eine weitere große Pinguinkolonie angeschaut haben (13.000 Pinguinnester und wir mitten drin), hatten wir einen Übernachtungsplatz in einer kleinen Bucht, der so schön war, dass es sich kaum beschreiben läßt. Unsere einzigen Nachbarn waren die Schafe und die Guanakos, die wilde Variante der Lamas, die auf den umliegenden Hügeln grasten. Wir haben lange nicht mehr eine solche Stille erlebt.

Der Besuch des versteinerten Waldes von Sarmiento, war ein weiteres sehr eindrucksvolles Erlebnis der letzten Tage. Etwas abgelegen von den touristischen Hauptrouten und auch nur über eine Schotterstraße zu erreichen, liegt ein großes Gelände, in dem sich eine Vielzahl versteinerter Bäume befinden. Die Stämme liegen überall verstreut. Wir haben so etwas noch nie zuvor gesehen. Die Bäume sind 65-150 Millionen Jahre alt und bis ins Detail versteinert bzw. petrifiziert. Sie wurden zunächst von einer dicken vulkanischen Ascheschicht bedeckt und später führte eindringendes Regenwasser dazu, dass Siliziumsalze die pflanzliche Substanz ersetzte. Es lassen sich die Struktur der Rinde oder Wurzeln ebenso erkennen wie die Jahresringe, sie sehen aus wie Holz sind aber aus Stein. Ein komisches Gefühl wie diese Steinbäume ins Bewusstsein rufen, was sich hier vor Jahrmillionen abgespielt hat, dass alles stetig in Veränderung ist und welch unbedeutende kleine Nummer wir Menschen doch sind. Zudem ist die Landschaft dort wunderschön: karg und trocken, aber die Berge scheinen durchzogen von Schichten in allen Farben, die Gestein nur bieten kann

Nachtrag (06.12.2017): Mit jedem Tag wird deutlicher, dass wir strikt nach Süden fahren. Die Tage werden länger, es bleibt bereits bis 21:30 Uhr hell. Aber wärmer wird es nicht, wobei der Wind stetig zunimmt. Wir sind in Rio Gallegos angekommen, der südlichsten kontinentalen Stadt Argentiniens: durchschnittliche Windgeschwindigkeit 7-8 m pro Sekunde (30km/h).