Seen über Seen sehen

Es gibt in Patagonien eine Route mit dem Namen "Route der sieben Seen" ( Ruta de las Siete Lagos), die zwischen Bariloche und San Martin de los Andes liegt. Doch wir haben es schon lange aufgegeben, die Seen, die wir in den letzten Wochen gesehen haben, zu zählen. Aber es sind weit, weit mehr als sieben.

Eigentlich haben wir uns seit wir wieder in Argentinien sind nur von See zu See gehangelt und dabei immer wieder die eine oder andere Wanderung eingelegt. Die führte dann in der Regel auf irgendeinen "Cerro" also Berg, mit anderen Worten rauf auf'n Berg, Seen sehen und wieder runter vom Berg. Dabei mussten wir leider manchmal auf sehr unangenehme Weise feststellen, dass außerhalb der touristisch bestens erschlossenen Wandergebiete um El Chaltén die Wanderwege deutlich schlechter ausfallen können. Z. B. am Lago Futulaufquen der Cerro Alto Petiso (1750m), der uns extra von der freundlichen Rangerin des Nationalparks empfohlen wurde: "1000 Höhenmeter in sieben Stunden (hin- und zurück versteht sich), wunderschön!", war die Aussage.

Dass es immer steil war, ist unnötig zu erwähnen, doch während sich der erste Abschnitt durch den Wald auf einem sichtbaren Weg gut gehen ließ, ging es danach gefühlt endlos einfach nur in  einem Flussbett hinauf, von Stein zu Stein springend bis wir uns schlussendlich extrem steil in einer Schotterrinne hochquälten (zwei Schritte rauf, einen zurückgerutscht und dann noch den Gedanken im Kopf, das Ganze ja auch noch wieder zurücklaufen zu müssen). Es war zugegebenermaßen nicht nur anstrengend und nervig, sondern auch an der einen oder anderen Stelle nicht ganz ungefährlich. Der Ausblick oben war schon toll, doch die Erschöpfung auch riesig. Definitiv nicht die Auszeichnung "Prädikatswanderweg".

Am Lago Puelo zum Cerro Negro (Wanderung im allseits bekannten Rother Wanderführer), war der Weg so zugewachsen, dass wir irgendwann nicht mehr auf der richtigen Spur waren und uns durch das vom einem Waldbrand verkohlte Unterholz gekämpft haben. Und das alles bei ca. 30°C im Schatten.  Als wir uns dann, schön verrußt und mit zerkratzten Beinen, ermattet oben zu einer Rast auf eine Wiese gelegt haben, waren wir danach mit Kletten jeglicher Art übersät. Und davon gibt es hier viele. Also auch kein Prädikatswanderweg. Spaß hat es in diesem Fall nicht gemacht, aber eine Belohnung gab es doch. Denn in dieser Gegend Argentiniens wird der meiste Hopfen angebaut und es gibt etliche Kleinstbrauereien, die hervorragendenes, frisches Bier brauen. Das hatten wir uns mehrfach verdient.

Weiter Richtung Norden ging es durch den Nahuel Huapi Nationalpark. Die Gegend wird auch als die Schweiz Argentiniens bezeichnet und sie erinnert landschaftlich in der Tat häufig daran. Außerdem sind früher viele Schweizer in diese Gegend eingewandert, was noch heute touristisch unter Aufwendung sämtlicher Schweizer Stereotypen ausschlachtet wird. Es gibt Käsefondue in rustikalen Holzhäuschen serviert auf Tischen, die mit rotkarierten Decken gedeckt sind und etliche weitere Kuriositäten. Zudem sind hier Sommerferien und wir werden den Eindruck nicht los, dass halb Argentinien mit dem gesamten Hausrat genau dort unterwegs ist, wo wir es auch sind.
Doch die Landschaft ist und bleibt beeindruckend. Durch die vielen Seen verändert sich das Bild ständig und es ist fast immer diese Verbindung zwischen Wasser und Bergen, die uns begeistert hat. Schöne Übernachtungsplätze gab es dabei natürlich auch.

Das stetige Weiterfahren ist zur Routine geworden, ein gutes Stück haben wir nun auf der Ruta 40 zurückgelegt. Doch wir freuen uns auch auf unseren nahenden Aufenthalt auf dem Weingut in San Rafael, wo wir dann seit langem mal wieder länger an einer Stelle bleiben werden.