Auf den Straßen von San Francisco

Menschen in unserem Alter mögen sich noch an die gleichnamige Krimiserie der 1970er Jahre erinnern... da bretterten die beiden Kommissare in großen amerikanischen Schlitten durch die steilen Straßen dieser Stadt und mussten mehr als einmal pro Folge einer nostalgisch anmutenden Straßenbahn ausweichen.

So war es nicht! Aber es ist schon ein komisches Gefühl als wir uns zwischen dicht gedrängten Autos auf breiten Autobahnen, die teilweise in drei Etagen übereinander führen, in den Großraum San Francisco hineinbewegen. 

Die Stadt ist aufgrund ihrer einzigartigen Lage fast nur über Brücken oder Fähren zu erreichen. Doch sie wird umringt von etlichen anderen Städten wie Oakland, San Mateo oder Palo Alto, die zu einer Metropolregion miteinander verschmolzen sind.  

Wir wohnen in Oakland, auf der anderen Seite der Bucht, direkt am Wasser. Von dort erreichen wir gleich am ersten Tag San Francisco mit der Fähre. Wir haben unsere Fahrräder dabei, denn wir wollen das Wahrzeichen der Stadt, die Golden Gate Bridge, mit dem Fahrrad überqueren. Es geht entlang etlicher Docks, von denen einige in gruseliger Art und Weise ausschließlich Touristennepp präsentieren. Doch an etlichen anderen Stellen bieten sich schöne Ausblicke auf das Wasser und auf Alcatraz, die berüchtigte Gefängnisinsel.

Glücklicherweise ist es entlang des Wassers relativ flach und eben, obwohl San Francisco ja für seine steilen Straßen bekannt ist. Und so kommt sie dann auch irgendwann in unser Blickfeld, die Golden Gate Bridge. Diese rote Hängebrücke aus Stahl überspannt mit einer Länge von 1280m das Goldene Tor, die Zufahrt zur San Francisco Bay. Bei ihrer Eröffnung 1937 und auch noch Jahrzehnte danach war sie die längste Hängebrücke der Welt.

Wie sehr häufig, ist auch heute die Brücke teilweise in Nebel und Wolken gehüllt und oben geht ein heftiger Wind, der uns zittern läßt. Oder kommt das Zittern von den Autokolonnen der sechsspurigen Straße neben dem Radweg? Wahrscheinlich beides. Ein lohnenswertes Erlebnis ist die Überquerung mit dem Rad aber dennoch und auf der anderen Seite scheint auch schon wieder die Sonne.

In den kommenden Tagen dürfen natürlich die anderen Sehenswürdigkeiten der Stadt nicht fehlen: das historische Cable Car, das sich per Zahnriemen die steilen Straßen heraufquält und das am Endpunkt der Linie per Hand gedreht und wieder auf Spur gesetzt wird.

Beeindruckt haben uns auch die tollen Holzhäuser, die in einigen Stadtvierteln den verschiedenen Erdbeben stand gehalten haben und mit ihren frohen Farben so manchen Straßenzug zur Prachtmeile machen. Und San Franciscos Chinatown ist tatsächlich wie eine eigene Stadt in der Stadt.

Doch es gibt ein Thema, das uns hier förmlich an jeder Straßenecke begegnet und schwer beschäftigt. In San Francisco lebt eine unglaubliche Zahl an Menschen auf der Straße, denn die Mieten für Wohnungen gehören zu den höchsten in den ganzen USA. Eine Monatsmiete von 4000 USd im Monat für eine 2-3 Zimmerwohnung außerhalb des Stadtzentrums ist offenbar keine Seltenheit. Die großen Technologiekonzerne, die hier Zuhause sind, können sich das leisten, aber Lehrer, Studenten, städtische Angestellte oder andere Normalverdiener nicht. Und so finden sich auch sie, trotz Vollzeitbeschäftigung, unter den Wohnungslosen dieser Stadt, leben in Wohnwagen am Straßenrand oder in Zelten. Und das in einem der reichsten Länder der Erde.

 

Als schließlich unser Blaubärt über die Golden Gate Bridge fährt, verlassen wir San Francisco mit gemischten Gefühlen.