Überleben in Hanoi

Ein Sprung nach rechts, ein Satz nach links, gerettet, vorerst, doch nun kommen sie von hinten, vorne, allen Seiten: ein Entkommen scheint unmöglich! Mopeds, Mopeds, Mopeds...

Enge Gassen in der Altstadt, Prachtalleen um das Ho Chi Minh-Mausoleum, Frühsport am See, Garküchen an jeder Ecke und ein unendliches Meer an Mopeds: das ist Hanoi.

Für uns hat diese Stadt ein ganz besonderes Flair gewonnen. Doch es verwundert uns nicht, dass Mitreisende, die hier höchstens einen Tag verbrachten, Hanoi als "grauenvoll" bezeichneten. Denn es braucht ein bisschen Zeit, die unabdingbare Ruhe und Routine zu entwickeln, um den Massen von Modeds, die buchstäblich aus jeder Richtung auf dich (und scheinbar nur auf dich) zukommen mit der notwendigen Gelassenheit zu begegnen.

Hanoi, Vietnams Hauptstadt, ist die älteste der heutigen Hauptstädte Südostasiens und ihre wechselhafte Geschichte spiegelt sich in den einzelnen Stadtvierteln und Sehenswürdigkeiten wider. Chinesisch geprägte Tempel stehen neben französischen Kolonialbauten, sozialistische Zweckbauten neben modernen Einkaufszentren.

Vieles lässt sich gut zu Fuß erkunden, gerade am Wochenende, an dem ein großer Teil der Altstadt für den Verkehr gesperrt ist und unzählige Familien und Paare um den zentralen See, den Hoan Kiem, flanieren und Jugendliche mitten auf der Straße Gesellschaftsspiele spielen. Monopoly auf vietnamesisch können wir erkennen (vielleicht die Variante "sozialistische Marktwirtschaft"?), die anderen Spiele sind uns unbekannt.

In der quirligen Altstadt sind die Viertel nach Gewerken oder Produkten organisiert, hier die Werkzeuge, dort die Stoffe und Schneider und gegenüber die Blumen. Oft sind die Gassen so eng, dass kaum ein Auto hindurchpasst, was aber weder Autos noch Mopeds davon abhält, sie ausgiebig zu nutzen. Es gilt das Gesetz des Stärkeren. Da ist ein beherzter Sprung zur Seite manchmal tatsächlich die einzige Rettung. Wir würden ja gerne auf die durchaus vorhandenen Gehwege zurückgreifen, nur dienen diese hier entweder als Verkaufsraum, Mopedstellplätze oder als Open-Air Restaurants. Und wer will nach einem gewagten Sprung schon in einem Suppentopf landen oder bei einer endlosen Reihe eng nebeneinander stehenden Mopeds den Dominoeffekt auslösen? Zu all dem führen noch an manchen Stellen die Schienen der Eisenbahn mitten durch die Häuser.

Da lassen wir uns doch lieber zum Essen oder einem frischen "Bia" in einer dieser Garküchen nieder. Und "niederlassen" ist hier durchaus sehr wörtlich zu nehmen. Denn das Sitzmöbiliar besteht in der Regel aus Miniaturhockern aus Plastik, die beim Hinsetzen aber vor allem beim Aufstehen die eigene Beweglichkeit und Balance auf eine harte Probe stellen.

Die offiziellen Sehenswürdigkeiten erschließen wir uns mit Hilfe von zwei Stadttouren, die von vietnamesischen Studenten geführt werden, die auf diese Weise ihr Englisch üben wollen. Und sie sind nicht die einzigen. Immer wieder werden wir von jungen Menschen einfach auf der Straße gefragt, ob wir uns nicht einmal für ein paar Minuten mit ihnen auf Englisch unterhalten wollen. Übung am lebenden Objekt sozusagen: bewundernswert mutig!

So sehen wir das Ho Chi Minh Mausoleum und das Wohnhaus von "Onkel Ho" (wie Ho Chi Minh hier liebevoll genannt wird), die Oper, den Literaturpalast mit der ältesten Universität Vietnams und lassen uns auch einen Besuch im bekannten Wasserpuppenmuseum nicht entgehen.

Ach ja, und dann war da noch das Gipfeltreffen zweier Männer, das zwar zu einigen Straßensperren führte, aber insgesamt erstaunlich entspannt gehandhabt wurde. Auch wenn dieses Treffen ohne Ergebnis blieb, so konnten die Einwohner Hanois zum Trost in ihren Straßen viel Dekoration und Blumenschmuck bewundern.